Sturz in die Tiefe und vom Leben empfangen

Es war, als würde der Tod nach mir greifen.

Die hagere, knöcherne Hand sucht Halt an meinem Körper, klammert sich an mich.

Ich erstarre. Mein Atem stockt.

Was geschieht hier?

Ich fühle mich bedrängt. In meinem Kopf rasen die Gedanken.

Wie komme ich da raus?

Hab ich eine Chance?

 


Die Hand gehörte einer Frau, die ich erst kürzlich kennengelernt hatte. Wir verstanden uns eigentlich gut. Und nun nahm sie sich, was ich ihr zuvor angeboten hatte…

In der Situation fand ich schließlich für uns beide eine gute Lösung, doch bewegte mich dieses Erlebnis noch eine ganze Zeit danach.

Was war da passiert?

Warum war ich erstarrt?

Warum empfand ich ihre Berührung als Übergriff, obwohl ich ihr angeboten hatte, sich an mir festzuhalten?

Warum empfand ich seitdem eine diffuse Angst vor unserer nächsten Verabredung?

Von außen betrachtet war es eine harmlose freundschaftliche Situation gewesen.

Tatsächlich wurde mir in den folgenden Tagen bewusster, was da passiert war und meine inneren Bilder wurden noch dramatischer:

Ihr Griff ist fordernd.

Ich kann mich nicht entziehen.

Es ist Angst, die nach mir greift, Mangel,

die Not einer Ertrinkenden, die sich in letzter Hoffnung an mich klammert und uns beide in den sicheren Tod reißt....

Da entdeckte ich ein sehr altes Muster in mir:

Ich bin Kind und höre meine Mutter:

„Komm, ich nehme es dir ab, damit du es nicht so schwer hast ...“

„Ich freue mich, wenn du alles nimmst…, ich brauche nichts...“

„Ich schaffe das schon…“

Meine Mutter definierte ihren Wert durch selbstloses und ´gut-gemeintes´ Kümmern, bereit, alles zu opfern und nichts für sich selbst in Anspruch zu nehmen.

Sie wollte es ´gut´ machen, aber ich fühlte mich nicht gesehen.

Es war leer und dunkel in mir. Ich fühlte mich hohl…

„Was sollen denn die anderen (über mich/ dich/ uns) denken…?“

„Da muss man sich ja schämen…“

Diese Prägung trage ich tief in mir, wie sicher viele andere auch, im Glauben, das Beste zu tun, wollte ich es allen recht machen und freute mich, wenn es den anderen gut ging,

„Selbst – los“

Ich klammerte mich an die Bestätigung von außen, voller Überzeugung:

„Ich muss doch etwas leisten, damit ich da sein darf…“

„Sag mir, dass ich ´richtig´ bin und eine Existenzberechtigung habe…“

 

Ich strengte mich an und erschöpfte mich darin.

 

S E L B S T V E R R A T - O P F E R - C O - A B H Ä N G I G K E I T - O H N (E) M A C H T 

Ich suchte Halt, um nicht zu ertrinken, nicht in die Leere zu stürzen, in den Tod.

Denn in Wirklichkeit war sie in mir.

 

Über die Jahre habe ich gewagt, hinzuschauen

und bin gestürzt…

…in die Tiefe, …

… haltlos, wie eine Ertrinkende…

… ins Nichts

… und bin schließlich gelandet…

… in mir selbst … - … und fühle… - … mich.

 

Nun übe ich jeden Tag aufs Neue die innere Landung in meinem Körper, in meinen Zellen, lasse mich hineinfallen und einsinken in den Boden, gebe alles nach unten ab, lasse mich von der Erde tragen und fühle den Halt in mir.

Und dann passiert das Leben:

Ich bin in dieser freundschaftlichen Situation mit der Frau und biete ihr meinen Halt an...

aber ein zarter Widerstand regt sich in mir. Er stört. Ich ignoriere ihn lieber!

„Ich habe doch „ja“ gesagt.“

„Sie verlässt sich doch auf mich…“

„Ich kann sie jetzt nicht enttäuschen…“

„Ich schaffe das schon…!“

Es holt mich ein - ich bin beides gleichzeitig:

Die Mutter, die alles gibt, um eine Daseinsberechtigung zu haben

und das Kind, an das sie sich klammert.

Erstarrung, Leere, Not, der Tod, der nach mir greift...

„Darf ich beanspruchen?"

„Nehme ich nicht weg, was ihr zusteht?“ …. „Ich muss doch…“

Schuld und Scham…

 

Später wird mir bewusst, was passiert war:

Ich hatte Angst, zu meinen Grenzen zu stehen und mich dann in der alten Ohn-macht verloren.

DANKE Widerstand!

 

Nun verziehen sich die Wolken. Es wird klarer…

 

Ein Raum der Erlaubnis öffnet sich in mir:

Ich darf sein…

Ich darf genau so sein.

 

Ich fühle die tiefen Energien der Erde:

  • Getragen und gehalten

  • Urvertrauen

  • Das Recht, da zu sein

  • Raum einnehmen

  • Meine Geburt gibt mir einen Platz auf dieser Welt

  • Erdung
  • Grenzen und mir eine Form geben 

 

Ich spüre, wie diese Kräfte mich füllen.

Ich spüre mich, meine Form.

 

Jetzt werde ich spürbar für mein Gegenüber.

 

I c h  b i n

 

I c h  b i n  d a 

 

L e b e n.

 

Die Autorin von diesem Blogbeitrag ist Anne Köhler:

 

Mein Name ist Anne Köhler,

Ich bin Womanifest Circle Practitioner® und Oracle Card Practitioner. Mein nächster Circle startet Ende Oktober. Unter www.womanifest.ch/aktuell/ erfährst du mehr.

Oracle Card Readings kannst du bei mir unter akoehler1185@gmail.com buchen.


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Kommentare: 8
  • #1

    Annet (Mittwoch, 22 September 2021 12:29)

    Erstaunlich was eine andere Person in ihrer Handlung so alles auslösen kann in uns. Letztendlich will es doch immer wieder in einen Frieden mit sich selbst gebracht werden. Spannende Beschreibung, Anne, dieses immer wiederkehrenden Vorgangs in uns.

  • #2

    Monika (Donnerstag, 23 September 2021 20:19)

    Danke, Anne, für diesen wunderbar poetischen und doch so lebensnahen Blog. Deine Erfahrung zeigt, dass das Leben, wir, immer in Bewegung sind und es uns schult, immer achtsam zu sein.

  • #3

    Cynthia (Freitag, 24 September 2021 17:30)

    Liebe Anne!
    Ich fühle jedes Wort und erkenne mich in Deinen Zeilen wieder.

    Zu erkennen, dass man seine eigenen Grenzen schon längst nicht mehr spürt ist wie eine Offenbarung. Den Mut aufzubringen, diese wieder zu leben ein Meilenstein.

    Danke, dass Du Deine ErLEBEN hier so offen mit uns teilst.

    Herzlichst,
    Cynthia

  • #4

    Sandra (Sonntag, 26 September 2021 19:29)

    Wundervoll ausgedrückt und mitreißend deine Gefühle beschrieben. Lg Sandra

  • #5

    Anne (Sonntag, 26 September 2021 23:44)

    Ihr Lieben, danke für eure Kommentare und euer Feedback und auch, dass meine Beschreibungen euch berühren. Ich glaube, dass es ein tiefes Verständnis füreinander und Verbindung schafft, wenn wir unsere Gefühle ehrlich miteinander teilen. Danke.

  • #6

    Conny (Dienstag, 28 September 2021 19:35)

    Liebe Anne,
    ganz lieben Dank für Deine ehrlichen, mitreißenden Worte, für Deine Offenbarung. Ich danke Dir, für Deine Offenheit, die mich sehr berührt und mitnimmt, ja regelrecht mitreißt in den freien Fall, um dann ganz weich und sanft aufgefangen zu werden und getragen zu sein vom eigenen Leben. Ein wundervolles Gefühl von einer weichen, warmen Wellenbewegung macht sich breit und pure Lebendigkeit. Ich danke Dir von Herzen und alles Liebe für Dich.
    Conny

  • #7

    Désirée Keunecke (Dienstag, 05 Oktober 2021 14:09)

    Liebe Anne
    Du beschreibst da ganz wundervoll einen Bewusstwerdungsprozess der aus dem Leben kommt und in die Heilung führt. Wenn wir so mutig, einfühlsam und klar mit unseren Schattenthemen umgehen und zulassen, dass beängstigende Situationen ein Sprungbrett zu uns selbst werden: das ist tiefe Transformation!
    Danke für dein Mitteilen und Mitnehmen. Es wird noch bei mir nachwirken...

  • #8

    Anne Köhler (Montag, 11 Oktober 2021 23:38)

    Ihr Lieben,
    ich danke euch von Herzen für eure Worte und die Beschreibung eurer Gefühle, die euch beim Lesen meines Textes bewegen. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass dadurch ein Feld des gemeinsamen Schwingens entsteht. Das Verborgene in uns darf ans Licht kommen und heilen. Ich danke euch!
    Anne �